Reich befrachteter Klimagipfel

Innenstadt von Dubai. Bild: Olga Ozik

 

Heuer darf der britische König wieder dabei sein. Mehr noch, er wird die Eröffnungsrede am World Climate Action Summit halten. Auch der Papst wird erwartet, so wie die Präsidentin der Europäischen Kommission, Albert Rösti und Alain Berset. Joe Biden und Xi Jinping, Präsidenten der zwei Länder mit den höchsten Emissionen, glänzen durch Abwesenheit. Was sind die Hauptthemen am diesjährigen Klimagipfel in Dubai, der vom 30. November bis zum 12. Dezember die Weichen für eine klimaverträgliche Zukunft stellen soll?

Die Versorgung mit Nahrungsmitteln ist laut Einschätzungen der Experten akut in Gefahr, wenn die Temperaturen weiter ansteigen. Zudem trägt die Landwirtschaft beträchtlich zum Klimawandel bei. Viehwirtschaft verursacht das starke Treibhausgas Methan, der Grosseinsatz von Dünger verursacht Stickstoffoxid, ebenfalls ein Treibhausgas. Zudem gehen riesige CO2-Senken verloren, wenn Wald, Feuchtgebiete und Moore Feldern für den Anbau von Getreide weichen müssen. Dennoch war die Nahrungsmittelversorgung bislang kaum ein Cop-Thema. Dieses Jahr jedoch sind die Staaten zu Beginn des Gipfels aufgefordert, eine Deklaration zu unterzeichnen, später dann wird die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen ihren Fahrplan für die Versorgung einer wachsenden Bevölkerung bei Einhaltung des 1,5 Grad Ziels vorstellen.

Auch die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit wurde an den vergangenen Klimagipfeln auffällig vernachlässigt. Ein ganzer Tag wird diesem Thema gewidmet sein. Mittlerweile verursachen immer extremere Hitzewellen zunehmende Todesfälle, Fluten und Dürren bringen Krankheiten mit sich, während sich Infektionen wie Malaria., Dengue Fieber oder Zika immer weiter ausbreiten.

Einem der wirksamsten Treibhausgase, Methan, wird besondere Aufmerksamkeit zuteil. Methan ist etwa 80 mal wirksamer als CO2. Und der Ausstoss steigt nach wie vor an. Nicht nur die Landwirtschaft ist hierfür verantwortlich, Methan fällt vor allem bei der Förderung von fossilen Brennstoffen an. In Dubai wird ein spezieller "Methan-Gipfel" einberufen, an dem von Staaten und der Ölindustrie Lösungsansätze erwartet werden.

Wenn Klimawandel bedingte Wetterextreme arme Länder heimsuchen, kann das die Entwicklung um Jahre zurückwerfen. Anlässlich des Gipfels vom letzten Jahr versprachen die reichen Staaten, dass für solche Schäden und Verluste (loss and damage) ein Fonds eingerichtet werden sollte. Dann vergingen Monate, mit Gehändel um das Prozedere, bis vor ein paar Wochen ein Kompromiss auf dem Tisch lag. Das einzige, was noch fehlt, ist das Geld.

Zum ersten Mal seit dem Klimagipfel in Paris 2015 steht eine globale Bestandsaufnahme auf dem Programm, d.h. eine umfassende Inventur der Fortschritte, die Länder im Kampf gegen den Klimawandel erzielt oder eben nicht erzielt haben. Klar ist bereits, dass das damals gesetzte 1,5 Grad plus Ziel klar verfehlt wird. Es werden also noch härtere Massnahmen nötig sein, um den Temperaturanstieg auf 2 Grad zu begrenzen.

Es mutet eigenartig an, dass nach bald 30 Jahren Klimagipfel keine Vereinbarung über den Umgang mit fossilen Brennstoffen erzielt worden ist – immerhin die Hauptverursacher des Klimawandels. Aber die Öl- und Gasindustrie ist ganz einfach zu mächtig. Erst in Glasgow, am Cop 21, wurde im Abschlussbericht eine Resolution vorgelegt, wenigstens schrittweise aus Kohle auszusteigen. Letztes Jahr versuchten mehr als 80 Länder einen Entscheid über den Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern zu erzielen – und scheiterten.

Auch die CO2-Abscheidung und Speicherung, die Emissionen aus der Atmosphäre verschwinden lassen sollen, nachdem sie entstanden sind, ist ein heiss umstrittenes Thema. Länder mit potenter Ölindustrie sind klar dafür, in der Hoffnung, ihre Geschäfte möglichst ungehindert weiter zu betreiben. Wissenschafter jedoch halten das für unrealistisch. Nach 20 Jahren Entwicklung gibt es nirgendwo eine kommerzielle Anwendung dieser Technologie. Sie ist extrem kostspielig und nur für ganz bestimmte geologische Verhältnisse geeignet.

Der diesjährige Klimagipfel ist also reich mit wichtigen und umstrittenen Themen befrachtet. Die Erwartungen sind gering. Die Leitung durch den Chef der nationalen Ölgesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate, sowie die Anwesenheit einer potenten Erdöllobby stimmen von vorne herein skeptisch. Doch bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt.

 

Christa Dettwiler