2023: Mit- statt gegeneinander

Foto: charlesdeluvio I Unsplash
Foto: charlesdeluvio I Unsplash

Und wieder ist es die Zeit der Rückblicke und Vorschauen, der Jahresbilanzen, der guten Vorsätze, die in der Regel bald einmal in der Kiste des Nichtkümmerns ums Geschwätz von gestern landen. Dabei kann dummes Geschwätz durchaus Wertvolles bewirken. Wie neulich in Neuseeland. Zwar hat die Geschichte nicht direkt mit Energie und Klima zu tun – obwohl, in einem etwas weiteren Sinn eben doch. 

Die neuseeländische Regierungschefin Jacinda Ardern ist eine Frau, die gerne Klartext spricht. Das hebt sie wohltuend von anderen Staatsoberhäuptern ab. Kürzlich betitelte sie den Vorsitzenden der rechtsliberalen ACT-Partei nach einer Fragerunde als arroganten Arsch.

 

Natürlich hätte das nicht ins Protokoll aufgenommen werden sollen, aber das Mikrofon des Parlamentsfernsehens war noch an, und die ganze Kammer kam in den Genuss dieser überaus qualifizierten Einschätzung. Sie fand daher auch Eingang ins offizielle Protokoll des Parlaments. Seymour bestand auf einer Entschuldigung und die Regierungschefin kroch zu Kreuze. Anstatt das Klima zu vergiften, entstand aus diesem Zwischenfall etwas überaus Gutes.

 

Die Beiden beschlossen nämlich, diesen Abschnitt des Protokolls ausdrucken, einrahmen und schliesslich für einen guten Zweck versteigern zu lassen. Sie erzielten damit rund 60’000 Franken für eine Krebsstiftung. Auf Facebook bedankte sich die Regierungspräsidentin auch bei ihrem politischen Gegner für die gelungene Aktion.

 

Die Geschichte ist herzerwärmend. Vor allem weil sie zeigt, dass auch das politische Klima, das in den meisten Staaten dieser Welt schwer gestört ist, verbessert werden kann, wenn Menschen unterschiedlicher Geistesrichtungen die gute Sache über die eigenen Befindlichkeiten stellen. Das sorgt auch für einen neuen Energieschub und gibt – so darf man hoffen – Spielraum für ähnliche Kooperationen über das Persönliche hinaus.

 

Gerade in der Energiepolitik scheiden sich zurzeit die Geister ganz gewaltig. Nicht nur in der Politik, auch in den Medien (sozialen und anderen) und in privaten Gesprächen geht es meist hoch her. Und da sorgt das Bundesamt für Energie BFE mit seiner Mitte Dezember aufgeschalteten Plattform für willkommene Entspannung: Über das Energiedashboard Schweiz gibt es jetzt laufend aktualisierte Informationen über den Zustand der Energieversorgung im Lande.

 

Das «energiedashboard.admin.ch» kann hitzige Debatten um Energieversorgung und Energiesparen entschärfen. Dort findet man Kennzahlen zum Verbrauch von Strom und Gas, zur Entwicklung der Preise für Strom, Gas, Heizöl und Benzin, sowie für aktuelle Temperaturen. Das Dashboard zeigt auch auf, wie viel Strom im Inland produziert und wie viel importiert wird. Zwar basieren gewisse Kennzahlen auf Schätzungen und Modellen auf Basis der Vergangenheit, aber sie werden laufend aktualisiert und das Portal weiter verbessert.

 

Aktuell wird sowohl beim Strom wie beim Gas die Versorgungslage als «angespannt» ausgewiesen. Der Speicherfüllstand der Seen steht bei 74,3 Prozent, Tendenz sinkend. Der Gaspreis an der Börse liegt, bezogen auf die letzten Jahre, bei 686 Prozent, das Heizöl in Bezug auf Dezember 2020 bei 201 Prozent. Wem bei diesen Zahlen leicht schwindlig wird, erhält zahlreiche Tipps, wie Energie gespart werden kann.

 

Verantwortlich für die Plattform zeichnen Simonetta Sommaruga und Guy Parmelin. Der Wirtschaftsminister gehört der SVP an, die abtretende Energieministerin der SP. Man kann sich durchaus vorstellen, dass sich die beiden im Lauf ihrer gemeinsamen Zeit im Bundesrat im Stillen ebenfalls ein paar Schlötterlig angehängt haben. Dennoch kooperieren sie, um tragfähigen Lösungen zu finden und schaffen es immer wieder, die Sachpolitik in den Vordergrund zu stellen.

 

Das sind doch echte Zeichen der Hoffnung für die kommende Zeit. 

Christa Dettwiler