Eitel Sonnenschein

Oft – viel zu oft – ist im Klima-Blog Zähigkeit das Thema. Nichts bewegt sich, und wenn sich etwas bewegt, dann so langsam, dass man es fast nicht sehen kann. Dann gibt es wieder Zeiten, da geht alles rasend schnell. In Basel geht es nach diesem Wochenende schnell. In der Zentralschweiz geht es schnell. Und in Freiburg geht es sogar rasend schnell. Basel verpflichtet sich zu netto null bis 2037, die Centralschweizerischen Kraftwerke CKW machen Solaranlagenbesitzerinnen ein Angebot, dem sie nicht widerstehen können. Und Batterie-Entwickler in Vuadens laden einen Akku in Rekordzeit.

Der Stadt-Kanton Basel hat sich mit der Abstimmung vom Wochenende ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Zwar ist nicht die Klimagerechtigkeits-Initiative angenommen worden, die das netto null Ziel bis 2030 angepeilt hätte, aber immerhin der Gegenvorschlag. Bis 2037 sollen die Treibhausgas-Emissionen auf null gesenkt werden. Da beide – Initiative und Gegenvorschlag – bei den Stimmbürgerinnen Gnade fanden, musste die Stichfrage entscheiden. Zwei Drittel entschieden sich für den Gegenvorschlag.  

 

Das überaus sportliche Ziel ist nicht nur für Basel ein grosser Schritt. Die Initianten zählen darauf, dass der Kanton der ganzen Schweiz als Vorbild dienen kann, obwohl der Bund an Netto Null bis 2050 festhält. Klar ist heute schon, dass damit die Erderwärmung niemals auf 1,5 Grad begrenzt werden kann. Nun hat jedenfalls die Basler Regierung einen direkten Auftrag erhalten, alles dafür zu tun, dass die Treibhausgasemissionen im Kanton innerhalb von 15 Jahren auf null sinken.

 

«Unser Angebot hat eingeschlagen wie eine Bombe», sagt Jan-Niclas Viebrock, Leiter Produktionsmanagement bei den CKW. Der Energieversorger vergütet Solarstrom ab nächstem Jahr mit rekordverdächtigen 32 Rappen pro Kilowattstunde. Und es kommt noch besser, die CKW kaufen nämlich Solarstrom aus der ganzen Schweiz. Kein Wunder, laufen anderen Energieversorgerinnen die Solarstromlieferanten gleich scharenweise davon.

 

Laut Viebrock hätten sich rund 1’500 Solarstromproduzenten gemeldet, die an die CKW liefern wollen. Alles, was es dazu braucht, ist ein Smart Meter. Die PV-Anlagen müssen mindestens vier Kilowatt Leistung bringen. Wenn man die gängigen Einspeisetarife in der Schweiz anschaut, wundert es nicht, dass die PV-Besitzerinnen zugreifen. Auf der »Webseite des Verbands unabhängiger Energieerzeuger kann man sich rasch und unkompliziert einen Überblick über die aktuellen Einspeisetarife verschaffen

 

Je nach Energieversorgerin erhält man zwischen acht und 20 Rappen für den sauberen Strom. Die EKZ etwa liegen mit acht Rappen am unteren Ende der Skala. Weil ihnen plötzlich die Lieferanten abhandenkommen, wollen sie die Vergütung ab 2023 auf 12 Rappen anheben. Anstatt ihren Tarif der aktuellen Situation anzupassen, wo allenthalben Spitzenpreise für Strom bezahlt werden, wehren sich die EKZ mit einem miesen Trick gegen die Abwanderung. Sie haben allen Solaranlagen-Betreiberinnen in ihrem Versorgungsgebiet per Mail mitgeteilt, dass sie Lieferverträge ab 2023 nur noch auf Ende eines Jahres kündigen können und nicht mehr innerhalb von zehn Arbeitstagen.

 

In einem kleinen Dorf im Freiburgischen, in Vuadens, tüftelt der ehemalige Schweizer Formel-1-Fahrer Benoît Morand mit einem Team an einer Batterie herum, die nicht nur langlebig ist, sondern auch richtig schnell lädt. Herausgekommen ist ein Super-Akku, der in 2,5 Minuten voll geladen ist. Der Zwitter aus Lithium-Ionen-Batterie und Superkondensator soll laut Herstellern 50’000 Lade- und Entladezyklen überstehen. Bei Test, die von Geo Technology überwacht wurden, haben sich die hohen Ansprüche des jungen Schweizer Unternehmens Morand eTechnology durchaus erfüllt. Jetzt soll eine Kleinserie in Produktion gehen, um zu testen, ob ihr vielversprechendes Produkt auch wettbewerbsfähig sein kann.

 

Und weil’s grad so schön ist, zum Schluss noch etwas mehr davon. Der Klima-Ticker der Klima-Allianz (Blog vom 24.10.22) ist finanziert, das Ziel wurde sogar mehr als verdoppelt. Das heisst, die Umsetzung der Plattform, die es Klimabewussten ermöglicht, ihren Gemeinden energietechnisch direkt und wirkungsvoll auf die Sprünge zu helfen, wird nun voller Schwung angegangen und kann dank den grosszügig geflossenen Finanzen gleich noch auf mehr Gemeinden als geplant ausgedehnt werden.

 

Wenn das alles keine sonnigen Aussichten sind!

 

PS: Falls Sie sich dem Wienachtsgschänkli-Stress nicht ganz entziehen können, hätten wir da noch eine sinnvolle Idee: Bei Solafrica können Sie Solarvignetten beziehen, die den Energiebedarf verschiedener Geräte für ein ganzes Jahr mit Schweizer Solarstrom decken. Ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass Computer, E-Bike, Kühlschrank oder Handy das netto null Ziel erreichen.

Christa Dettwiler