Solartankstellen statt Tankrabatte

Bild: papilio3.com
Bild: papilio3.com

Dieser Mittwochabend dürfte vielen noch lange in Erinnerung bleiben. Am 8. Juni sprach sich eine Mehrheit des Europaparlaments für ein faktisches Verkaufsverbot für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor ab 2035 aus. Die Aufschreie liessen nicht auf sich warten. Als Gegenargument wurde vor allem die fehlende Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge  ins Feld geführt. Die Kritiker:innen haben wohl noch nie von «Papilio3» gehört. 

Mit 339 zu 249 Stimmen nahm das Europaparlament einen Vorschlag der EU-Kommission an, der es in sich hat: Ab 2035 dürfen neue Autos kein COmehr ausstossen. In 15 Jahren also sollen keine Neuwagen mit Benzin- oder Dieselmotor mehr verkauft werden dürfen. 

 

Noch ist der mutige Entscheid des Europaparlaments nicht in trockenen Tüchern. Denn er muss jetzt mit jedem einzelnen EU-Staat verhandelt werden. Auch die Schweiz wird keine Verbrennerinsel mitten in einem abgasfreien Europa bleiben, denn auch hierzulande müssen Autos den EU-Typengenehmigungen entsprechen und die europäischen Abgasvorgaben erfüllen. 

 

Der Ritt durch die EU-Mitgliedsländer wird nicht einfach. Gerade Länder wie Deutschland, Frankreich, Spanien oder Italien, wo die Autoindustrie massiv zum Bruttosozialprodukt beiträgt, werden sich gegen das Verbrenner-Verbot stellen oder es zumindest soweit zu verwässern versuchen, dass es am Schluss nicht mehr wiederzuerkennen ist. 

 

Die Stellungen sind denn auch bereits klar bezogen, auch wenn die Klimaziele ausdrücklich nicht in Frage gestellt werden. Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der deutschen Automobilindustrie formulierte es so: «Verbote helfen nicht weiter, sie fördern weder Innovationen noch Akzeptanz.» SVP-Nationalrat Alfred Rösti stösst ins gleiche Horn und ist überzeugt: «Verbote sind der falsche Weg.» Alle Fossil-Lobbyist:innen plädieren für «Technologieoffenheit», sprich den «klimaneutral betankten Verbrennungsmotor», wie es der deutsche Automobilclub formulierte. 

 

Die Autoindustrie will nämlich weiter an der Entwicklung von synthetischen Treibstoffen werkeln. Doch das ginge bei einem Verbrennerverbot eben nicht mehr. Auch der als Heilsbringer der Zukunft propagierte Wasserstoffantrieb wäre damit ebenfalls vom Tisch.  

 

Als Hauptargumente gegen das Verbot werden die fehlende Ladeinfrastruktur und der drohende Strommangel angeführt. Doch dafür hat der britische Entwickler von Solartankstellen, 3ti, eine originelle Lösung parat: Pop-up-Solartankstellen, die innerhalb von 24 Stunden aufgestellt und betriebsbereit sind – und zwar überall dort, wo sie gebraucht werden.

 

«Papilio3» kombiniert PV-Anlagen mit Batteriespeichern und bietet bis zu 12 Ladestationen für E-Autos an. Die Einheiten werden auf alten Schiffscontainern aufgebaut, verfügen über drei modulare Vordächer mit 36 Solarpanels und eine Batterie mit einer nutzbaren Kapazität von bis zu 250 kWh. Tim Evans, Gründer und CEO von 3ti, glaubt, dass solar- und batteriegestütztes Laden am Zielort und am Arbeitsplatz die beste Ladelösung für Autofahrer:innen sein wird. «Wenn Unternehmen die Möglichkeit haben, direkt vor ihrer Haustür erneuerbare Energie zu erzeugen, haben sie nicht nur eine bessere Kontrolle über ihre Energiekosten», sondern täten auch etwas für ihr Image.

 

Unternehmen oder Gemeinden müssen nicht einmal ihre Investitionsbudgets erhöhen, denn sie können die Papilio3-Tankstellen ganz einfach mieten und zwar in der Grösse und Konfiguration, die ihren Bedürfnissen entspricht. Die ganze Tankstelle wird per LkW angeliefert und ist innert 24 Stunden betriebsbereit. 

 

Solartankstellen wären auch ein ausgezeichnetes Mittel gegen die explodierenden Spritpreise. Denn die Tankrabatte, die den notleidenden Autofahrer:innen gewährt werden, kommen bei ihnen gar nicht an. Sie lassen einzig die Kassen der Mineralölkonzerne noch heller klingeln. 

Christa Dettwiler