Offiziell hat der Frühling seinen Einstand gefeiert. Grund genug, um sich mit Grünen und Blühen, mit Spriessen und Sprossen zu beschäftigen. Das hat auch die Klima-Allianz getan und zum ersten Mal den Prix Climat für klimafreundliche Landwirtschaft vergeben. Damit zeichnet sie wegweisende Ansätze für eine Landwirtschaft aus, die das Klima schont und nachhaltig wirkt. Die Preise sollen dazu ermutigen, mit der Natur zu arbeiten statt gegen sie.
Anlässlich der Preisverleihung stellte Hans Rudolf Herren, Träger des Welternährungspreises und Gründer der Stiftung Biovision, klar: «Es gibt nicht den einen Weg hin zu einer klimafreundlichen Landwirtschaft. Trumpf ist vielmehr die Vielfalt der ökologischen Ansätze.» Die vergebenen Preise reflektieren genau diese Aussage.
Der Betrieb Slow Grow aus Mönchaltdorf hat die siebenköpfige Jury mit seiner Mosaik-Landwirtschaft überzeugt. Auf über 20 Hektaren sorgt dieses Prinzip für eine hohe Biodiversität – sowohl über wie unter der Erde. Betriebsleiter Mathias Hollenstein hat eine klare Vision: «Unsere Flächen sollen künftig sowohl Nahrungsmittel produzieren als auch Trinkwasser schützen, die Biodiversität fördern und ein schönes Landschaftsbild darstellen.» Er strebt auf seinem Hof «eine Art Paradiesgarten, in dem es Spass macht zu arbeiten», an.
In diesem Paradiesgarten sind auf einer Hektare Acker rund 50 verschiedene Beete angelegt – Gemüse, Getreide, Gründüngungen und Beeren. Alles gedeiht gemeinsam und führt zu fruchtbaren Wechselwirkungen. Damit sich auch andere trauen, neue Ansätze zu wagen, wurde das «HofLabor» geschaffen, das aus verschiedenen Landbaumethoden das Beste zusammenträgt und einem ganzen Netzwerk zur Verfügung stellt.
Insgesamt wurden sechs verschiedene Höfe aus der ganzen Schweiz mit dem Prix Climat ausgezeichnet. So auch die Ferme des Savanes im Waadtländischen Apples. Der Name kommt nicht von ungefähr. Die nordamerikanische Savanne diente als Vorbild für eine widerstandfähige Landwirtschaft nach dem Prinzip der Permakultur. Seit 2021 werden neben Gemüsebeeten Obstbäume, Beerensträucher, Stauden und Büsche gepflanzt.
Fast alles wird in Handarbeit erledigt, der Boden so weit wie möglich geschont. Auf Pflug und schwere Maschinen wird weitgehend verzichtet, vor allem um den Boden nicht zu verdichten. Auch auf diesem Hof steht die Vielfalt im Mittelpunkt. Die jungen Landwirtinnen wollen auch vormachen, wie eine fossilfreie Landwirtschaft funktioniert.
Auf dem Hof Obermettlen im luzernischen Root dreht sich im Projekt «Herbstzeitlose» alles um Fleisch und um die Tiere, die Fleischkonsumenten gerne aus den Augen verlieren. Das Ehepaar Koch-Mathis macht vor, wie die Ökobilanz von Fleisch verbessert werden kann. Aus Rentabilitätsgründen wird schnell einmal eine Kuh weit vor ihrer Zeit geschlachtet. Ein paar von ihnen finden auf dem Hof Obermettlen eine neue Heimat und können dort weiter kalbern.
Von Mai bis Oktober sind die «Herbstzeitlosen» auf der Weide, die Kälber bleiben zwei Jahre lang bei ihren Müttern. Beim Schlachten werden alle Innereien der Tiere verwertet. Damit sich Fleischesser mehr Gedanken darüber machen, welchen Wert ein Stück Fleisch hat und wie viel Arbeit drinsteckt, bieten die Kochs Tierpatenschaften an. Jedem Kalb stehen acht Patinnen zur Seite. Für einen Franken pro Tag über zwei Jahre gibt’s nach der Schlachtung hochwertiges Fleisch. Auch aktive Mitarbeit auf dem Hof ist erwünscht.
Mit ihrem Klimapreis für Pionierinnen und innovative Bauern setzt die Klima-Allianz auf Vorzeigeprojekte. Sie setzt auf Menschen, die zeigen, wie und dass es geht, dass eine nachhaltige und klimaschonende Landwirtschaft durchaus auch wirtschaftlich betrieben werden kann. Davon profitieren nicht nur Konsumentinnen, davon profitieren auch alle anderen Lebewesen.
Christa Dettwiler