Auch Google wäscht grün

Foto: https://sustainability.google/intl/de_ch/commitments-europe/
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Die englische Zeitung «The Guardian» hat es genau wissen wollen: Ihre Rechercheurinnen haben auf der Suchmaschine Google nach klimarelevanten Themen gesucht und sind hauptsächlich auf Werbung von grossen Ölunternehmen gestossen. Eines von fünf Inseraten, die Suchresultaten täuschend ähnlich sehen, stammt von ExxonMobil , Shell & Co. Dafür geben die Ölriesen eine ganze Menge Geld aus.

78 verschiedene klimarelevante Begriffe gaben die Guardian-Journalisten in die Suchmaschine ein. Die Untersuchung begleitete der Thinktank InfluenceMap, der das Lobbying von umweltbelastenden Unternehmen beobachtet. Das Resultat erstaunte selbst die erfahrenen Campaignerinnen: Eines von fünf Inseraten, insgesamt mehr als 1 600, wurden von Unternehmen platziert, die Interessen von fossilen Energien vertreten.

 

Wer auf Google Werbung platziert, die bei ausgewählten Suchbegriffen erscheint, bezahlt dafür. Auch dafür, möglichst weit oben zu stehen. Diese Werbung ist so gestaltet, dass sie von echten Suchresultaten kaum zu unterscheiden ist. Mehr als die Hälfte der befragten Anwenderinnen konnten den Unterschied zwischen bezahlter Werbung und Suchresultaten nicht ausmachen. 

 

Unter den 20 grössten Werbekunden bei klimarelevanten Themen waren ExxonMobil, Shell, Aramco, McKinsey und Goldman Sachs. Jake Carbone, Daten-Analyst bei Influence Map, meint dazu: «Google lässt Gruppen, die an der Nutzung von fossilen Brennstoffen interessiert sind, dafür bezahlen, Menschen zu beeinflussen, die sich kritisch informieren wollen.»

 

Das hat bei den Ölmultis durchaus Tradition. Jahrzehntelang haben sie Zweifel an den wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Klimawandel gesät, haben mit eigenen Gutachten versucht, solche Erkenntnisse zu widerlegen und die Folgen des massiven Ölverbrauchs zu verharmlosen. Jake Carbone: «Der Öl- und Gassektor hat sich davon abgewendet, die Klimawissenschaft zu bekämpfen und bemüht sich jetzt darum, die öffentliche Debatte über die Dekarbonisierung zu beeinflussen.»

 

Wer etwa den Begriff «net zero» eingibt, stösst – gemäss Guardian – bei 86 Prozent der Suchläufe auf ein Inserat von Shell. Insgesamt zählten die Guardian-Rechercheure 153 Inserate. Etliche davon versprachen, das Unternehmen werde 2050 das Netto Null Ziel erreichen und unterstütze damit auch das Klimaerwärmungsziel von maximal 1,5 Grad. Allerdings beruht die Netto-Null Strategie von Shell vor allem auf CO2-Abscheidung und -Kompensation. 

 

Der Finanzdienstleister Goldman Sachs, der 2020 der Erdölindustrie um die 19 Milliarden Dollar Darlehen vermittelt hat, platziert am drittmeisten Inserate auf Google. Die Bank erschien in etwa sechs von zehn Suchen nach “erneuerbare Energie» und hob insbesondere ihr «kontinuierliches Engagement für nachhaltige Finanzen» hervor.  

 

Der Consulting-Riese McKinsey tauchte in acht von zehn Suchläufen zum Stichwort «Energiewende» und in vier von zehn zu «Klimagefahren» auf. Ihr neustes Inserat behauptet “McKinsey engagiert sich mit seinen Kunden für Innovation und Wachstum, die Nachhaltigkeit fördern». Melissa Aronczyk, Professorin an der Rutgers Universität kontert: «Seit den 1980er Jahren sind in den USA gezielte Bemühungen von PR-Unternehmen zu beobachten, umweltbelastenden Industrien einen grünen Anstrich zu geben, während diese ihren gewohnten Geschäften nachgehen.»

 

Greenwashing aller Art ist ja kein neues Phänomen. Aktuell scheint diese Form des Lügens jedoch zu einem neuen Höhenflug anzusetzen. Das hat ursächlich auch mit dem Versagen der Politik zu tun, die in ihrer Hilflosigkeit nur allzu oft zum selben Mittel greift.

Christa Dettwiler