Der Klimavertrag von Paris ist mittlerweile gut fünf Jahre alt. Zeit für eine Zwischenbilanz. Wir haben uns an dieser Stelle schon mehrfach mit den zahllosen, mehr oder weniger ambitionierten Klimaplänen beschäftigt. Forschende der University of East Anglia, der Standford University und des Global Carbon Project haben sich die nackten Zahlen vorgenommen und ziehen – wen wundert’s – eine ernüchternde Bilanz.
Der Klimavertrag von Paris ist mittlerweile gut fünf Jahre alt. Zeit für eine Zwischenbilanz. Wir haben uns an dieser Stelle schon mehrfach mit den zahllosen, mehr oder weniger ambitionierten Klimaplänen beschäftigt. Forschende der University of East Anglia, der Standford University und des Global Carbon Project haben sich die nackten Zahlen vorgenommen und ziehen – wen wundert’s – eine ernüchternde Bilanz.
Damit die Natur nicht vollends aus dem Gleichgewicht gerät, steht der Marker bei maximal zwei Grad globaler Erwärmung. Vernünftiger wären 1,5 Grad. Dafür müssen die Treibhausgas-Emissionen massiv sinken, um eine bis zwei Gigatonnen pro Jahr. Die Forscherinnen haben festgestellt, dass der Ausstoss zwischen 2016 und 2019 in 64 Ländern gesunken ist, im Vergleich zu den fünf Jahren davor. In mehr als doppelt so vielen Staaten dagegen ist er gestiegen. Netto beträgt der Anstieg 0,21 Gigatonnen pro Jahr.
Die Fortschritte in etlichen der wohlhabenderen Staaten werden von Nationen, in denen der Aufbau der Wirtschaft Priorität hat, torpediert. So hat es etwa Grossbritannien geschafft 3,6 Prozent, Deutschland 1,3 Prozent, selbst die USA 0,7 Prozent weniger Treibhausgase auszustossen. Auch gewisse Staaten mit mittlerem Einkommen haben Fortschritte erzielt. Hier sticht Mexiko mit minus 1,3 Prozent heraus.
Bei einkommensschwachen Staaten ergibt sich jedoch ein ganz anderes Bild. Spitzenreiter im negativen Sinn ist Kambodscha. Um satte 24,9 Prozent haben die Emissionen dort zugenommen. Studien Co-Autor, Glen Peters vom Center for International Climate Research in Oslo, sagte gegenüber dem Nachrichtenmagazin Spiegel, die Frage sei, wie ärmere Staaten ihre Wirtschaft «so sauber wie möglich» in Schwung bringen könnten. Auch Kambodscha wäre durchaus in einer guten Position, um die Vorteile klimafreundlicher Energieerzeugung zu nutzen. Allerdings fühlten sich wirtschaftlich schwächere Länder beim Umbau ihrer Wirtschaft und bei der Anpassung an den Klimawandel nicht ausreichend von den reichen Staaten unterstützt.
Irgendwie wundert das einen nicht, angesichts der Tatsache, wie schwer sich extrem reiche Länder wie etwa die Schweiz tun, ihren eigenen vollmundigen Klimaplänen zu genügen. Das Forschungsteam hat weltweit sage und schreibe an die 2 000 Gesetze zusammengetragen, die den Klimawandel aufhalten sollen. Allerdings stehen diesen Gesetzen konkurrierende politische Ziele sowie die Übermacht ökonomischer Interessen im Weg. Am Beispiel China (+0,4%) zeigen die Forschenden auf, wie sich der Widerspruch auswirkt: Im Land der Mitte wird neben erneuerbaren Energien auch die Kohlekraft weiter ausgebaut. Zwar gebe es, sagte Glen Peters, landesweite Umweltschutzziele, jedoch existierten für einzelne Provinzen auch Vorgaben zum Wirtschaftswachstum. Das bedeute in den meisten Fällen der Bau neuer Infrastruktur, und dazu gehörten eben auch Kohlekraftwerke.
Die Zahlen des Jahres 2020 stehen in der Statistik einsam da: Der CO2-Ausstoss sank um satte sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bekanntlich hat dieser Rückgang nichts mit gesundem Menschenverstand zu tun, sondern mit einem krankmachenden Erreger. Nach Berechnungen der Forschenden wurden weltweit 2,6 Gigatonnen CO2 weniger in die Umwelt entlassen. Und etwa so viel wären künftig Jahr für Jahr nötig, um den Klimawandel einzudämmen. Dass dem nicht so sein wird, zeigen schon die Zahlen von Ende letztem Jahr: Sie steigen bereits wieder. Glen Peters: «Es sieht so aus, als würden wir dieses Jahr wieder die Werte von 2019 erreichen. Das wäre eine unglückliche Entwicklung.»
Oder wie der Spiegel titelt: «Die Welt hat auf Pause gedrückt – nicht Reset.»
Christa Dettwiler