Klima-Aktionsplan in der Kommentarspalte

Bild: Instagram @klimastreikschweiz
Bild: Instagram @klimastreikschweiz

Untätigkeit kann man der Klimajugend wahrlich nicht vorwerfen. Sie hat die Pandemie bedingte Streik- und Demopause genutzt, um sich grundsätzliche Gedanken darüber zu machen, wie die Klimaerwärmung zu stoppen ist. Am Freitag letzter Woche hat sie einen 377 Seiten starken Aktionsplan vorgelegt. Darin schlägt sie Massnahmen vor, wie die Schweiz ihren Treibhausgasausstoss bis 2030 auf Null herunterfahren kann.

 

Wir wollen hier nicht auf den sehr ambitionierten Inhalt eingehen, den können Sie auf der Webseite der Klimastreik-Bewegung in aller Ruhe nachlesen. Sie finden darin eine Fülle von spannenden Denkanstössen. Uns interessiert hier vor allem, wie in den online Kommentarspalten auf den beherzten Vorstoss reagiert wird. 

Die üblichen Pöbeleien im Stil von «Geht zuerst mal arbeiten» oder «Russland einfach» (ja, auch den Spruch gibt es immer noch) lassen wir aussen vor und konzentrieren uns auf die etwas substantielleren Beiträge. 

 

Alfred Berger etwa fordert die Jugendlichen auf, erst einmal erwachsen zu werden:

Die Klimajugend ist unzufrieden und will jetzt zeigen wie die Schweiz zu regieren ist, damit der Planet gerettet werden kann. 17-jährige Gymnasiasten sagen lebenserfahrenen und gestandenen Politikerinnen und Politikern, Wirtschaftsleuten usw., wie der Hase jetzt zu laufen hat. Bitte noch ein Jahr warten bis die Volljährigkeit erreicht ist. Dann könnt ihr versuchen eure Forderungen demokratisch durchzusetzen. 

 

Darauf findet Fritz Frigorr eine knappe und klare Antwort:

Wenn die genannten Personen wirklich «lebenserfahren« wären, wie Sie, Herr Gerber, behaupten, dann würden diese erkennen, was die Jugend zu Recht fordert.

 

Ein Chr. Beck macht sich Gedanken, wie die Schweiz insgesamt angetrieben werden soll: Sagen diese Jungen in der Erklärung auch, von wo sie den ganzen Strom hernehmen? Nein. Denn Autos mit Strom, Internet und die dazugehörigen Geräte, Licht wie auch Strom zum Kochen und und ... können mit den Anlagen, die wir haben und die funktionieren, niemals gedeckt werden. Verzichtet diese Jugend auf alle ihre Geräte, Ferien, Skilifte, Bergbahnen ('laufe stinggt mr'!) Motorboote und und? Nee, das kann ich mit 100%iger Sicherheit sagen, denn sie sind die verwöhntesten Jungen, die es je gab. 

 

Sylvia Gonzalez sieht das etwas differenzierter:

Herr Beck, haben sie das Dokument gelesen? Die Mitglieder vom Klimastreik verzichtet auf sehr Vieles. Sehr wahrscheinlich mehr als Sie. Gehen Sie mal an eine Versammlung und lernen Sie diese engagierte Jugend kennenlernen. Und dann schreiben Sie erst wieder.

 

Peter Küng richtet sich direkt an die Verfasser des Artikels zu diesem Thema im Tages-Anzeiger: 

Haben S. Häne und M. Läubli den Aktionsplan wirklich gelesen? Zum Thema Mobilität heisst es z.B.: «Die erste Massnahme ist das Streichen von Steuererleichterungen und Subventionen für den Luftverkehr.» Eine m.E. durchaus diskussionswürdige Massnahme. Davon steht z.B. im Artikel nichts. Schon klar, heutige Zeitungsbeiträge müssen sehr

pointierte Elemente beinhalten, sonst finden sie keine Beachtung.

 

Selbstverständlich bleibt auch Corona in den Kommentarspalten nicht aussen vor.

Marlisa Schmid hebt den Mahnfinger: Der wohl ungünstigste Moment für grüne Träumereien. Die Milliarden werden jetzt für den Aufbau der im künstlichen Koma liegenden Wirtschaft gebraucht und nicht für realitätsfremde grüne Visionen, die einen Radikalumbau unserer Gesellschaft mit absurden Verboten, Abgaben und Subventionen und noch mehr Geld aus den Taschen der infolge Corona darbenden Gesellschaft ziehen möchten. Eigentlich sollten die Klimatiker zufrieden sein. Dank Corona feiern sie das Erreichen der Klimaziele vom Pariser Abkommen dreissig Jahre früher als geplant. Keine Flieger, keine Kreuzfahrtschiffe, weniger Verkehr, dafür ein Heer von Velofahrern auf der Strasse... Was will man mehr!

 

 

Andreas R. Maier ist mit dieser Sicht nicht einverstanden:

Nicht unbedingt. Mit der Wirtschaftshilfe könnte man ja auch gerade etwas ökologisch Sinnvolles machen. Wir können zum Beispiel eine Milliarde an Arbeitslose auszahlen oder in einem Staatsunternehmen ein Photovoltaiknetz aufbauen, und so diesen Menschen eine sinnstiftende Arbeit bieten. Dächer auf öffentlichen Gebäuden gibt es genug. Oder schauen sie mal beidseitig von der Zürcher Hardbrücke. Dort sieht man Quadratkilometer Land der SBB, das man mit Solarpanel überdachen könnte.

 

Ralph Geh resümiert leicht resigniert das Offensichtliche:

Ich habe die Kommentare hier überflogen. Es stehen noch grosse Aufklärungsarbeiten an, wenn wir das Problem der Klimakrise in den Griff bekommen wollen. Gleichzeitig beantworten sie mir die Frage, was sich nach der Corona-Krise bezüglich unseres Lebensstils ändern wird: sehr, sehr wenig. In spätestens einem Jahr stehen wir wieder dort, wo wir letztes Jahr um diese Zeit standen. Kein bisschen klüger. Kein bisschen bereiter, sich einzuschränken.

 

Gesammelt und kommentiert von Christa Dettwiler