Die Grafik des Climate Action Tracker (CAT) zeigt eigentlich schon alles: Das Pariser Klimaabkommen setzte 2015 das Ziel der maximalen Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius. Die seit damals abgegebenen Versprechen der Staatengemeinschaft peilen aktuell zwischen 2,3 und 2,6 Grad Celsius. Die Realität hält sich weder an Ziele, noch Versprechen.
Der eingeschlagene Kurs wird bis ins Jahr 2100 zu einer Erderwärmung zwischen 2,7 und 3,1 Grad Celsius führen. Diese Einschätzungen stammen von einem internationalen Konsortium verschiedener Klimainstitute. Es bietet seit 2009 den Climate Action Tracker (CAT) an, der die nationalen Klimaprogramme der einzelnen Staaten untereinander vergleicht.
So viel zu Wunsch und Wirklichkeit.
Im kommenden Jahr feiern wir ein Jubiläum: 30 Jahre Solarspar. Und wenn man die Bilanz betrachtet, fällt sie im Vergleich zu oben genau umgekehrt aus. Die Wirklichkeit übertrifft wohl sämtliche Wünsche der Gründergeneration bei weitem. Rund 100 Solarspar-Sonnenkraftwerke verwandeln schweizweit Sonne in saubere Energie. Zehntausende Menschen haben sich im Lauf der Jahre Solarspar als Mitglieder angeschlossen, haben eigenes Vermögen für Klimaschutzprojekte zur Verfügung gestellt, sind selbst aktiv geworden.
Ganze Gemeinden stellten in Partnerschaft mit Solarspar auf Sonne um. Zahlreiche Landwirte und Bergbäuerinnen entschieden sich, neben Feldfrüchten auch Sonne zu ernten. KMU treiben ihre Unternehmen mit Sonnenenergie an. Im globalen Süden haben zahllose Menschen Zugang zu Solarenergie erhalten. Solarspar hat Klimaschutz in die Schulen getragen und mit jungen Menschen aus aller Welt saubere Kraftwerke gebaut. Geht man in der Solarspargeschichte etwas zurück, unterstützte die damalige Genossenschaft etliche Gemeinden, Unternehmen und Organisationen dabei, Energie zum Nulltarif zu sparen. Neben Solarkraftwerken baute Solarspar damals auch Negawatt-Kraftwerke, um auch dem zweiten Teil des Namens gerecht zu werden.
Wir sind daran, eine Jubiläumsbroschüre zusammenzustellen. Es wird ein faszinierender Blick zurück auf das, was ein paar engagierte Menschen mit einem klaren Ziel vor Augen über drei Jahrzehnte zustande gebracht haben. Von Anfang an setzte Solarspar auf Menschen, die nicht untätig zusehen wollten, wie die Welt in den Hitzestau getrieben wird. Da die eigenen Möglichkeiten zu handeln für viele eng begrenzt waren, bot sich Solarspar als Stellvertreterin an.
Im Rückblick ist es fast nicht zu fassen, dass junge und alte, wohlhabende und weniger begüterte, weibliche und männliche Menschen bereit waren, einen Teil ihres Vermögens einer unbekannten Organisation anzuvertrauen, damit die das Geld in konkrete Klimaschutzprojekte verwandelte. Die Rückzahlbarkeit der Darlehen und Anteilscheine wurde zwar versprochen, eine Verzinsung jedoch war erst in ferner Zukunft zu erwarten. Trotzdem floss das private Geld, und mit dem privaten Geld konnte die Genossenschaft Bankdarlehen erwirken.
Solarspar hat nie grosse Versprechen gemacht. Was sie jedoch versprach: Jeden Franken, den die Menschen ihr anvertrauten, für konkreten Klimaschutz einzusetzen. Es erscheint fast wie ein Wunder. Aber dieser Klimaschutz von unten hat funktioniert. Das Vertrauen der Menschen wurde nicht enttäuscht. Was bleibt, ist eine grosse Dankbarkeit, dass engagierte Menschen einer kleinen Genossenschaft die notwendige Starthilfe gaben, um Tausende Tonnen fossiler Brennstoffe zu ersetzen und damit den Ausstoss von Treibhausgasen zu vermeiden.
«Zeigen, dass es geht» war und ist ein Solarspar-Motto. «Liefern statt lafern» ein anderes. Umso mehr schmerzt, dass der Staatengemeinschaft der Mut fehlt, der Wirtschaft die Weitsicht, den Finanzinstituten die Einsicht, das Steuer wirklich herumzureissen. Stattdessen zwingen sie die Welt dazu, mit offenen Augen auf die Katastrophe zuzutreiben.
Wenn Solarspar eines bewiesen hat, dann, dass ganz gewöhnliche Menschen bereit sind, die Energiewende mitzutragen – sogar mit ihrem eigenen Geld. In diesem Sinne danken wir allen, die unsere Ziele und Anstrengungen über die Jahre unterstützt haben und das ihnen Mögliche tun, so wenig Schaden wie möglich anzurichten. Wir wünschen Ihnen und Ihren Lieben für das neue Jahr Gelassenheit, Fröhlichkeit und ein friedliches Miteinander.
Christa Dettwiler
PS: Den nächsten Blog können Sie am 4. Januar 2021 lesen.