E-Mobilität wird noch sauberer

Photo: Markus Spiske auf Unsplash
Photo: Markus Spiske auf Unsplash

Vor knapp einem Monat konnten Sie im Klimablog lesen, dass sich die Ökobilanz von Elektrofahrzeugen in den letzten Jahren massiv verbessert hat. Dennoch hält sich ein Argument äusserst hartnäckig: Die Batterien enden als reiner Sondermüll. Ab sofort ist genau dieses Argument hinfällig.

Dem Chemie-Laboranten Olivier Groux, der sich 2018 an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften im Bachelor-Lehrgang Umweltingenieurwesen einschrieb, war das konventionelle Batterie-Recycling ein Dorn im Auge. Das müsste doch besser gehen, als shreddern, einschmelzen oder mit Chemikalien behandeln. Denn die bekannten Verfahren verbrauchen viel Energie, und es gehen erst noch wertvolle Rohstoffe verloren.

 

Der Bachelor-Student, der von Empa-Fachleuten betreut wurde, fand eine Anstellung bei Kyburz Switzerland AG – Hersteller eines weltbekannten Elektrorollers, mit dem in der Schweiz auch die Post ausgetragen wird. Auch der überdachte Senioren-Roller gehört zur Kyburz Elektrofahrzeug-Palette. «Unser Ziel war es, einen Recycling-Prozess zu entwickeln, der effizient, umweltschonend und sicher ist», sagt Olivier Groux. In Teamarbeit wurde ein Verfahren entwickelt, das ganz ohne Shreddern oder Chemikalien auskommt.

 

Die Batterien werden entladen, sorgfältig zerlegt, mit Wasser einer Aufreinigung unterzogen. Damit lassen sich Lithiumeisenphosphat-Batterien nachhaltig wiederverwerten. Das Ziel des Schweizer Unternehmens ist ambitiös: Eine Produktionsanlage, in der alle von Kyburz je verbauten Batterien zurück in die Ausgangsstoffe zerlegt werden. Vorerst wird eine Stückzahl von rund 4000 Batterien pro Jahr angepeilt. Die Produktionsanlage wird auf 24 000 Zellen ausgelegt. Das entspricht einer Jahresproduktion von 3000 Fahrzeugen. 

 

Wer weiss, vielleicht inspiriert diese neue Batterie-Recyclingmethode den einen oder die andere Fahrzeughalterin, auf eines mit Elektroantrieb umzusteigen. Die Autoindustrie darbt ja nach wie vor. Allein im September wurden mehr als 22 Prozent weniger Personenwagen eingelöst. Und nach neun Monaten ist abzusehen, dass 2020 das schlechteste Autojahr seit Mitte der 70er-Jahre werden wird – die Ära der Erdölkrise. 

 

Einzige Gewinner sind in diesem Krisenjahr die E-Autos. Immerhin 20,2 Prozent tragen sie zu den Autoverkäufen bei. Das heisst, jeder fünfte Personenwagen, der im September neu auf die Strasse kam, fährt elektrisch. Auf das ganze Jahr umgerechnet wird fast jeder vierte neue Personenwagen entweder hybrid, elektrisch mit Gas oder Brennstoffzellen angetrieben. «Ohne Corona-Krise wären in diesem Jahr noch deutlich mehr Fahrzeuge mit Alternativ-Antrieb in die Schweiz gekommen», sagte der Sprecher des Importeur-Verbandes Auto Schweiz. Der Lockdown, der zahllose Zulieferbetriebe stilllegte, habe wohl noch höhere Stückzahlen verhindert.

 

Christa Dettwiler

 

PS: Im nächsten Solarspar-Magazin geht es weiter mit Batterie-News. Mitglieder erhalten das Magazin kostenlos zugestellt. Die Online-Version finden Sie ab Ende November 2020 auch hier