Bauen Sie Ihr eigenes Negawatt-Kraftwerk

Photo: Linda Segerfeldt auf Unsplash
Photo: Linda Segerfeldt auf Unsplash

Die sauberste Energie ist die, die nicht verbraucht wird. Was in der Frühgeschichte von Solarspar galt – und was der zweite Teil unseres Namens ausdrückt –, gilt heute genauso. Dennoch ist die sogenannte Suffizienz weitgehend aus dem Fokus der Energiedebatte verschwunden. Konsumverzicht ist eben kein schlagzeilenträchtiges Thema. 

Energieeffizienz ist, neben dem Umstieg auf erneuerbare Energien, das zweite Standbein der Schweizer Energiestrategie. Die neusten Zahlen der Energie- und Elektrizitätsstatistik zeigen gewisse Fortschritte. So sind die Richtwerte für das aktuelle Jahr bereits erreicht. 16 Prozent weniger Gesamtenergie, drei Prozent weniger Strom pro Person gegenüber dem Jahr 2000 waren als Ziel vorgegeben. Laut aktuellster Gesamtenergiestatistik wurden 2019 17,5 Prozent weniger Energie und 8,5 Prozent weniger Strom verbraucht. Auch wenn der Rückgang für das laufende Corona-Jahr noch deutlicher ausfallen dürfte, liegen die Ziele für das Jahr 2035 – 43 Prozent weniger Endenergie, 13 Prozent weniger Strom pro Person – noch in recht weiter Ferne.

 

Moderne Haushaltgeräte verbrauchen weniger Strom. Dem gegenüber stehen die ungebremst wachsenden Angebote und Nachfragen nach stets mehr Elektronik im Haus. Auch moderne Fahrzeuge sind mit sparsameren Motoren ausgerüstet. Das wiederum wird durch den Trend nach immer noch grösseren Fahrzeugen kompensiert. 

 

Noch einmal: Der sauberste Strom ist der, der nicht verbraucht wird. Das führt uns zum wirksamsten Mittel, den Energiekonsum und damit die Klimabelastung zu senken: Suffizienz. Und die kommt in der Energiestrategie des Bundes nicht vor. Sparsamkeit, Genügsamkeit: Keine Begriffe, die eine wirtschaftsorientierte Politik gern in den Mund nimmt. Die Wirtschaft muss schliesslich wachsen, wachsen, wachsen. Deshalb tüftelt sie unverdrossen weiter an stets neuen, mit Strom betriebenen Gadgets, mit denen sie den Markt beglücken kann.

 

Anstatt die durch einen winzigen Erreger ausgelöste Wirtschaftsflaute zu nutzen, um über das Weniger, über das Gemächlicher, über Genügsamkeit nachzudenken, werden Milliarden in den wirtschaftlichen Kreislauf gepumpt, um ihn am Leben zu erhalten. Niemand ist jedoch gezwungen, dieses Spiel mitzuspielen. Im Gegenteil. Es ist eine sportliche Herausforderung dagegen zu halten. In diesem letzten Blog vor der zweiwöchigen Sommerpause geben wir Ihnen ein paar Anregungen, wie Sie Ihr ganz persönliches Negawatt-Kraftwerk bauen können: 

 

  • Bleiben Sie im Homeoffice, statt zu pendeln.
  • Hängen Sie die Wäsche an die Sonne, statt sie in den Tumbler zu stecken.
  • Treten Sie in die Pedale, statt sich ins Auto zu setzen. 
  • Lesen Sie ein Buch, statt fernzusehen.
  • Ziehen Sie Gurken und Tomaten auf dem Balkon, statt sie aus dem Gewächshaus zu beziehen. 
  • Erfahren Sie die Natur in echt, statt im Internet.
  • Reden Sie mit Menschen reden, statt zu chatten.

 

Werden Sie kreativ, werden Sie innovativ und lassen Sie uns wissen, aus welchen Bausteinen, Sie Ihr eigenes Negawatt-Kraftwerk errichtet haben. Geniessen Sie den Sommer.

 

Christa Dettwiler