Schweizerische Energie-Stiftung SES mit einer Kurzstudie zu Solar- und Windstrom dazwischen. Im Vergleich mit Resteuropa belegt unser Land Platz 24 von 28 Ländern. Immerhin, einen Rang hat es gegenüber dem letzten Jahr gewonnen.
Karge 4,2% des gesamten Stromverbrauchs stammen in der Schweiz aus Solar- und Windkraftwerken. In Dänemark sind es über 50%, auch Deutschland steht mit
seinen 33% ebenfalls sehr gut da. Diese stolzen Zahlen haben vor allem mit dem Anteil von Windstrom zu tun. Betrachtet man den Sonnenstrom gesondert, rückt
die Schweiz immerhin auf Rang 7 vor.
Das Potenzial für mehr Sonnenstrom ist gross, sehr gross. Es ist zu hoffen, dass die Ausbauziele in der Energiestrategie 2050 noch um einiges erhöht
werden. Es gibt mehr als genügend Dächer und Fassaden, die zu Kraftwerken ausgebaut werden können. Auch in der Landwirtschaft liegen noch grosse
Möglichkeiten brach.
Auf diesem Sektor macht ein neuer Begriff die Runde: Agro-Fotovoltaik oder wie das Nachrichtenmagazin Der Spiegel titelte: «Oben Solar, unten
Sellerie». Dieses Konzept unterläuft nicht nur den Disput um die Art und Weise der Landnutzung, es bringt sogar Vorteile für die Landwirtschaft. In
Heggelbach nahe dem Bodensee zeigt ein Pilotprojekt wie’s geht.
Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme hat auf einem Bio-Hof über einem Acker eine Fotovoltaik-Anlage gebaut. Die Solarpanels liegen auf einem
fünf Meter hohen Gestell – genügend Raum also, um mit dem Traktor darunter herumzukurven. Die Module sind so angeordnet, dass ausreichend Sonne und Regen
auf den Boden gelangen können. Unter dem Panel-Dach wachsen Weizen, Kartoffeln, Kleegras und eben Sellerie.
Die Versuchsanlage ist mittlerweile seit drei Jahren in Betrieb. Die Ernteerträge sind gut, im Hitzesommer 2018 waren sie sogar höher als auf der
Referenzfläche. Der Schatten der Module liess den Boden weniger austrocknen. Der Projektleiter Maximilian Trommsdorff ist überzeugt, dass sich die
Agro-Fotovoltaik vor allem auch für Obst- und Weinbau anbiete: «Hier wird schon heute viel Geld für den Schutz vor Hagel, Starkregen und zu viel
Sonneneinstrahlung ausgegeben. Diese Aufgabe kann die Fotovoltaik übernehmen», wird er im Spiegel zitiert.
Das Fraunhofer-Institut hat auch die Ausbaumöglichkeiten für Agro-Fotovoltaik ausgerechnet: In Deutschland schätzt sie das technische Potenzial auf etwa 1
700 Gigawatt. Ende 2019 lieferte die Sonne in Deutschland knapp 49 Gigawatt, das deckt 8,2% des Brutto-Stromverbrauchs. So gesehen, könnten Solar oben und
Sellerie unten locker mehrere Länder nicht nur am Laufen halten, sondern auch noch mit Gemüse und Getreide versorgen.
Christa Dettwiler
P.S. Hierzulande gibt es viele freie Dachflächen; deren Nutzung hat absolute Priorität, bevor Ackerland verstellt wird.
Dennoch hat auch Solarspar ein technisch vergleichbares Forschungsprojekt lanciert. Mehr dazu finden Sie im Beitrag aus unserem Solarspar-Magazin Nr. 2,
2018