Ein neues Narrativ zum neuen Jahr

Ernst Haeckel
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Vergangene Woche geschah durchaus Erwähnenswertes: Der erste Jahrestag der ersten grossen Klimademo in der Schweiz (14. Dezember) oder der entscheidende Knopfdruck im AKW Mühleberg (20. Dezember) bei Nachglühwein und Fischbrennstäbchen. Aber es geht auf den Jahreswechsel zu, und da darf’s ruhig etwas tiefer gehen. 

Kennen Sie den? Erde und Mars treffen sich. Die Erde stöhnt und jammert. «Was hast du denn?», fragt Mars. «Ich habe Homo Sapiens», ächzt die Erde. Mars lacht. «Keine Sorge», beschwichtigt er, «das geht vorbei».

 

Kann es sein, dass Mars Recht hat? 

 

Das unermüdliche Tun der Spezies Mensch – immerhin gibt es aktuell bald acht Milliarden davon und jedes Jahr kommen rund 80 Millionen dazu – hinterlässt Spuren auf einem vergleichsweise winzigen Staubkorn im Universum. Zwar gibt es auch 10 000 Billionen Ameisen, da ist die Menschheit ein Klacks dagegen, aber ihre Spuren sind wesentlich dezenter – und sie erfüllen für die Ökologie des Planeten wichtige Funktionen, so wie die Mehrzahl der irdischen Lebewesen. Die Krone der Schöpfung sieht sich von dieser Aufgabe – also für die globale Gemeinschaft nützlich zu sein – weitgehend entbunden, so wie eben eine Krone reine Zierde ist und keinen Nutzen haben muss. 

 

Diese Zierde hat seit Beginn des 20. Jahrhunderts 20 Prozent der Arten, die den Planeten bevölkerten, den Garaus gemacht. Von den geschätzten acht Millionen Tier- und Pflanzenarten, mit denen der Mensch die Erde teilt, könnten schon bald eine Million verschwinden. Drei Viertel der Landfläche und zwei Drittel der Meere hat die Spezies Mensch gravierend verändert – nicht zu ihrem Vorteil. (Global Assessment Report 2019 des Weltbiodiversitätsrates IPBES) Und sie spielt russisches Roulette mit dem Weltklima.

 

Was die meisten Arten begriffen haben, scheint dem Menschen zu entgehen: Wir sind auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen. 

 

Alles auf diesem Planeten ist aus denselben chemischen Baustoffen zusammengesetzt.  Aus Grundkomponenten – Sauerstoff, Kohlenstoff, Wasserstoff etc. –, die notabene nicht aus einer seiner Fabriken stammen, sondern seit Anbeginn der Zeit in den Sternen hergestellt werden. Auf dieser grundsätzlichen Ebene gibt’s also eine überaus enge Verwandtschaft. Die Evolution hat über Millionen von Jahren und über zahllose Stationen ein Lebewesen mit beachtlichen Zusatzfunktionen  hervorgebracht: Die Spezies Mensch kann Erkenntnisse gewinnen, reflektieren, Zusammenhänge erkennen, Schlüsse ziehen, Vernunft walten lassen. 

 

So langsam kommen wir nicht darum herum, uns zu fragen, was wir mit diesen Zusatzfunktionen anfangen wollen. Vor allem jetzt, wo wir uns – offenbar auf Befehl von oben – die Erde untertan gemacht haben. Das Resultat dieser Anstrengungen ist ja in höchstem Masse zwiespältig. Vielleicht brauchen wir ein neues Narrativ: Wir müssen weder kontrollieren, noch erobern, weder persönlichen Wohlstand auf Kosten anderer und anderem mehren, noch Feinde bezwingen. Wir sollten uns vielleicht einfach bewusst machen, dass es uns nur gibt, weil es alles andere auch gibt. Und wenn wir anderen und anderem Schaden zufügen, schädigen wir uns selbst.

 

Wir von Solarspar wünschen Ihnen und Ihren Lieben viel glückliche Gemeinschaft über die Feiertage.