Als aktuelles Thema dieser Woche drängt sich ja der Abschluss des Klimagipfels in Madrid auf. Doch was soll man dazu sagen? «How dare you?“», wie Greta Thunberg? Wie könnt ihr es wagen ...
Reden wir lieber über Glück. Denn auch Glück macht zurzeit Schlagzeilen. Zum Beispiel in Island. Die neue Premierministerin Katrin Jakobsdottir findet nämlich, dass die Faktoren, die das berühmte BIP, das Bruttoinlandprodukt bestimmen, keine relevante Aussage über den Zustand eines Staates erlauben. Sie will «eine alternative Zukunft auf der Grundlage von Wohlstand und Wachstum, an dem alle teilhaben können».
In der ersten Ministerin Schottlands, Nicola Sturgeon, und der neuseeländischen Premierministerin, Jacinda Ardern, hat Jakobsdottir Verbündete gefunden. Gemeinsam schlagen die Frauen eine «Wohlfahrtsagenda“» vor, die nicht nur ökonomische sondern auch soziale Faktoren berücksichtigt. Als Schlüsselfaktor machte die Isländerin die Umweltzerstörung aus. Auch die beiden andern Politikerinnen üben Kritik am Primat des reinen Wirtschaftswachstums. So sagte Jacinda Ardern, Wirtschaftswachstum sei zwecklos, wenn die Menschen nicht davon profitierten.
Als Beispiel für solche Initiativen gilt Bhutan. Das Königreich im Himalaja erfasst schon seit Jahren das sogenannte Bruttonationalglück. Dieser Messwert ist sogar in der Verfassung verankert. Das Nationalglück ist zwar einerseits subjektiv, andererseits werden auch soziale und ökologische Lebensumstände erfasst. Politische Entscheidungen basieren auf ihre Auswirkungen auf die Ökologie, auf die Qualität der Regierungsführung, auf einer nachhaltigen und fairen sozio-ökonomischen Entwicklung und der Bewahrung und Förderung von Kultur.
Auch die Uno publiziert jedes Jahr einen Weltglücksbericht. Auf der Rangliste der 150 Länder fungiert die Schweiz in diesem Jahr auf Rang sechs. Subjektiv halten sich die FinnInnen für die glücklichsten. Einen Makel hat dieser Bericht: Er berücksichtigt das Glück künftiger Generationen nicht, d.h. er lässt den ökologischen Fussabdruck aussen vor.
Im Naturama, in Aarau, geht die Helvetas-Ausstellung «Global Happiness» der Frage nach, was denn nachhaltiges Glück ausmacht – in der Schweiz und auf der ganzen Welt. Glück, das zu persönlichem, gemeinschaftlichem und globalem Wohlbefinden beiträgt und nicht die Umwelt, andere Menschen oder kommende Generationen schädigt? Und was ist es, das die Welt, was die Menschen glücklich macht?
Die Ausstellung bietet auch eine Fülle von Veranstaltungen, die diese Fragen vertiefen. Zum Beispiel am 29. Januar 2020: Dr. Ha Vinh Tho spricht über seine Erfahrungen, die er als Ausbildungsleiter beim Internationalen Komitee des Rotes Kreuzes IRKR und später als Zuständiger für die Umsetzung des Bruttonationalglücks in Bhutan gesammelt hat. Er zeigt, wie wir mit Achtsamkeit, sozialem Engagement und einem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur ein sinnvolles und glückliches Leben führen können.
Das ist doch weit inspirierender, als sich über das klägliche Resultat der diesjährigen Klimakonferenz aufzuregen.
Christa Dettwiler