Nächste Woche geht’s los. Nicht in Chile, denn dort haben die Menschen gerade akutere Probleme als den Klimawandel. Kurzfristig wurde die nächste internationale Klimakonferenz nach Madrid verlegt. Es ist das 25. Treffen mittlerweile. Es wird bestimmt wieder viel geredet, viel geschrieben und wenig beschlossen. Aber spielt das denn überhaupt noch eine Rolle?
Die Welt wird anfangen, den CO2-Ausstoss zu verringern. Wenn auch zögerlich und missmutig. Etliche andere Faktoren, die den Klimawandel beeinflussen, sind jedoch ausserhalb unserer Kontrolle. Der Permafrost zum Beispiel. In den arktischen Regionen schlummert im dauergefrorenen Boden mehr CO2 als die Menschheit je freigesetzt hat. Und wenn dieser Boden auftaut, was er bei den jetzt schon wärmeren Temperaturen offensichtlich tut, wird’s richtig, richtig eng. ForscherInnen haben jetzt errechnet, dass die Freisetzung von CO2 um über 40% steigen wird, wenn wir so weitermachen wie bisher.
Im Permafrost ist nicht nur Kohlendioxyd gespeichert, auch gewaltige Mengen des 30 Mal schädlicheren Treibhausgases Methan drohen in die Atmosphäre zu gelangen.
Diese gewaltigen Mengen von Treibhausgasen, die verborgen in der gefrorenen Erde darauf warten, in die Luft entlassen zu werden, sind nicht einmal in den Berechnungen zum Klimawandel berücksichtig, weil sie sich nur schwer beziffern lassen. Man weiss weder, wie viel wirklich da ist, noch wann es freigesetzt wird.
Dann ist da noch das Lachgas (N2O), das 300 Mal klimaschädigender ist, als CO2. Die Emissionen steigen seit 10 Jahren rasant, schneller als der Klimarat das voraussah, und sie bleiben uns etwa 120 Jahre in der Atmosphäre erhalten. Hauptquelle von Lachgas ist die Landwirtschaft.
Wenn bei Ihnen jetzt schon das grosse Gähnen einsetzt, sind Sie nicht allein. Wenn Ihnen die Augen zufallen, und Sie sich innigst wünschen, das Thema erledige sich von selbst, befinden Sie sich in bester Gesellschaft. Leider wird es das nicht.
Vom ETH-Klimaforscher Reto Knutti ist keine Beschwichtigung, schon gar kein Trost zu erwarten. Gegenüber dem Online-Medium «Republik» sagte er: «Der grösste Teil der Folgen des Klimawandels kann nicht rückgängig gemacht werden. Eine höhere Durchschnittstemperatur geht nicht einfach zurück, selbst wenn wir die Emissionen auf null bringen. Was kaputt ist, ist kaputt. Wenn die Meere einmal über die Ufer getreten sind, bleibt das so.»
Was tun also? Angesichts des Weltuntergangs Apfelbäumchen pflanzen? Das ist sicher nicht verkehrt. Mitten im Klimawandel erneuerbare Energieanlagen bauen, so wie Solarspar? Ist jedenfalls eine gute Idee. Den eigenen Lebenswandel klimaverträglich gestalten? Auf jeden Fall! Denn immerhin das können wir tun: Mit Stolz, Freude und Kreativität alles tun, was in unserer Macht steht, um dem Klima nicht weiter einzuheizen. Nicht zuletzt, damit wir unseren Kindern und Kindeskindern ohne Scham in die Augen schauen können.
Christa Dettwiler