Roger Nordmann ist ein vielbeschäftigter Mann. Er ist Vater von zwei Kindern, als Nationalrat fungiert er auch als Fraktionschef der SP im Bundeshaus, er ist Präsident des Branchenverbandes Swissolar und er ist Autor von mittlerweile zwei Büchern. 2011 veröffentlichte er im Orell Füssli Verlag das Buch «Atom- und erdölfrei in die Zukunft: Konkrete Projekte für die energiepolitische Wende». Jetzt doppelt er nach mit seinem neusten Werk «Sonne für den Klimaschutz: Ein Solarplan für die Schweiz», das im Zytglogge Verlag erschienen ist.
Der umtriebige Waadtländer will der Schweiz Mut machen, konsequent auf die Sonne zu setzen, wenn es darum geht, den zusätzlichen Strombedarf zu decken, den eine CO2-freie Energieversorgung notwendig machen wird. Nordmann rechnet damit, dass der Strombedarf jährlich um 40 bis 45 Terawattstunden steigen wird. Das ist viel. Der gesamte Stromverbrauch der Schweiz belief sich 2018 auf rund 57 TWh. Die Stromproduktion allerdings war um einiges höher, sie lag bei gut 63 TWh.
So viel Strom allein der Sonne abzuringen, scheint schier unmöglich. Gleich um den Faktor 25 müsste die Solarstromproduktion gegenüber heute gesteigert werden, um diesen Sprung zu schaffen – von zwei auf 50 Gigawatt. Nordmann bleibt bei dieser Herausforderung erstaunlich gelassen. Er ist überzeugt, diese Erhöhung sei primär auf bereits bestehenden Infrastrukturen zu schaffen. Und dank der massiven Kostensenkung bei der Photovoltaik ist der so erzeugte Strom billiger als aus jedem anderen neuen Kraftwerk.
Anstatt den energiepolitischen Fachmann als Spinner abzutun, nimmt ihn die Energiebranche durchaus ernst. Die BKW beispielsweise hat Nordmann eingeladen, seinen Plan zu präsentieren und bezeichnete daraufhin sein Buch in ihrem Blog als «anregend» und schrieb: «Die Analysen und Überlegungen von Roger Nordmann decken sich in weiten Teilen mit der Strategie der BKW». Es blieben jedoch Fragen offen, etwa die finanziellen Folgen des Solarausbaus für die Stromnetze oder der internationale Stromhandel, den das Buch aussen vor liesse.
Aufhorchen lässt, dass Normanns detaillierte Informationen darüber, wie die ganzjährige Versorgungssicherheit gewährleistet werden kann, auch fossile Kraftwerke beinhalten. Damit in der kalten Jahreszeit keine Lücken entstehen – es handelt sich um einen Restbedarf von 10 Prozent –, schlägt Nordmann Strombezug aus gasbetriebenen Blockheizkraftwerken vor. Er rechnet vor, dass die Klimabilanz der Schweiz dank massiver Senkung des CO2-Ausstosses beim Verkehr und bei Gebäuden dennoch sehr viel besser aussieht als bis anhin.
Ein klarer Aktionsplan beschliesst das Buch. Er zeigt auf, wie Nordmanns Strategie in die Tat umgesetzt werden kann – technisch, politisch und finanziell. In seinem Schlusswort schreibt er: «Als starker Partner für unsere leistungsfähige Wasserkraft kann die Photovoltaik zum zweiten Hauptpfeiler unserer Stromversorgung werden, der uns vom Ausland unabhängig macht.» Das habe nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern erhöhe auch die Versorgungssicherheit – «...denn auch auf unserem Kontinent können schwierige Zeiten nie ganz ausgeschlossen werden».
Roger Nordmann, Sonne für den Klimaschutz, Verlag Zytglogge, ist im Buchhandel erhältlich oder über den Button unten zu bestellen.
Und: Wir treffen uns alle am 28. September in Bern zur grossen nationalen Kl!ma-Demo des Wandels. www.klimademo.ch
Christa Dettwiler