Juhuuuu, Schnäppchen, Schnäppchen, Schnäppchen. Es ist wieder Amazon Prime Day – und das nicht nur 24 sondern gleich 48 Stunden lang. Schnäppchen jagen ganz ohne Schlägereien an der Wühlkiste und Dauerschlangen an der Kasse. Ein Click genügt, und die Post bringt die Beute ins Haus.
Die elegante Bluse schlägt unschöne Falten? Das schicke Stiefelchen drückt? Das edle Material sieht in echt aus wie Plastik? Kein Problem, die Post bringt’s, die Post holt’s. Allein für Zalando holt’s die Post 10 Millionen Mal.
In der Schweiz wird rund die Hälfte aller Zalando-Bestellungen retourniert. Das sind schätzungsweise 10 Millionen Päckli im Jahr. Bei Kleidern für Frauen dürften es sogar zwei Drittel sein, schätzt Ralf Wölfle, Experte für E-Commerce an der Fachhochschule Nordwestschweiz.
Päckli in der Gegend herumschippern belastet die Umwelt. Die Universität Bamberg wollte es genau wissen und hat eine CO2-Belastung von rund 850 Gramm pro Retoure errechnet. Für Zalando fallen in der Schweiz also fast 9 000 Tonnen CO2 pro Jahr an. In Deutschland wird etwa jedes sechste Paket zurückgeschickt. 2018 verursachten die rund 280 Millionen Päckli 238 000 Tonnen CO2. Gleich viel wie 2 200 Autos, die täglich von Hamburg nach Moskau fahren.
Kostenlose Retouren gehören für verschiedene Onlinehändler zum Geschäftsmodell. KundInnen sollen wählen, an- und ausprobieren, weglegen, sich umentscheiden können. Es ist ein Geschäftsmodell mit massiven Umweltauswirkungen. Die Sichtung und Wiederaufbereitung der zurückgeschickten Ware kostet den Onlinehändler nämlich Geld. Gut 20 Franken pro Sendung. Deshalb halten sich die Unternehmen oft nicht damit auf, sondern vernichten die retournierte Ware lieber.
Die Universität Bamberg kommt auf fast 4% entsorgte oder vernichtete Ware aus Retouren. Bei 280 Millionen Retouren sind das 11 Millionen neuwertige Dinge – von Waschmaschinen bis Stiefelchen – die auf dem Müll landen. Wie viel Energie in die unerwünschte Ware geflossen ist, hat die Uni nicht errechnet.
Deshalb: Zuerst denken, dann clicken. Oder vielleicht noch besser: nicht clicken.
Christa Dettwiler