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Unten Gemüse – 
oben Strom

Ein Bauernhof in Süddeutschland konnte 2017 erstmals auf zwei Etagen eine Ernte einfahren: Auf dem Acker von Thomas Schmid in Herdwangen gab's Winterweizen, Kartoffeln, Sellerie und Kleegras, über dem Acker Solarenergie. Solarspar verfolgt dieses Forschungsprojekt mit Interesse und tüftelt an ähnlichen Ideen.

 

Das Fraunhofer­Institut ISE in Freiburg im Breisgau ist das grösste Forschungsinsti­ tut für Solarenergie in Euro­pa. Letzten Herbst sorgte es mit einer Agrophotovoltaik-Anlage für Schlagzeilen. Hinter diesem Begriff ver­birgt sich ein einleuchtendes Konzept: die Doppelnut­zung von Ackerfläche. Auf dem Boden gedeihen Getrei­de oder Gemüse, und in fünf Metern Höhe werden auf Metallgestellen Solarpanels installiert, um Strom zu produzieren.

Das erste Betriebsjahr der Pilotanlage mit einer Leis­tung von 194 Kilowattpeak ist im Oktober 2017 zu Ende gegangen. Die Anlage befindet sich auf dem Demeter­-Hof Heggelbach nördlich des Bodensees und erstreckt sich über einen Drittel Hektar. Unter der Solaranlage wur­den Winterweizen, Kartof­feln, Kleegras und Sellerie gepflanzt, was einer üblichen Ökolandbau-­Fruchtfolge entspricht. Die Ernte auf dem Feld ist aufgrund der Beschattung durch die 720 bifazialen Solarmodule etwas geringer ausgefallen als auf der Referenzfläche; die Photovoltaik-­Anlage hat 245 666 Kilowattstunden Strom erzeugt. Das Gesamt­resultat werten das Fraunho­fer-­Institut und seine Pro­jektpartner als vollen Erfolg: «Die Landnutzungseffizienz hat sich um über 60 Prozent gesteigert.»

 

«Die Agrophotovoltaik hat das Potenzial, neue Flächen für den dringend benötigten Photovoltaik-­Ausbau in Deutschland zu erschliessen und gleichzeitig den Flä­chenkonflikt zwischen Landwirtschaft und Freiflä­chenanlagen zu mildern», sagt Andreas Bett, Co-­Leiter des Fraunhofer-­Instituts. Bis zur Marktreife der Technolo­gie seien jedoch noch zahl­reiche Tests vonnöten, und die technische Integration müsse vorangetrieben wer­den, zum Beispiel bei der Speicherung.

 

Auch Solarspar forscht

Solarspar verfolgt die Arbei­ ten des Fraunhofer­Instituts mit Interesse. In Bezug auf die Schweiz ist jedoch eines sonnenklar: Hierzulande gibt es viele freie Dachflä­ chen; deren Nutzung hat absolute Priorität, bevor Ackerland verstellt wird. Dennoch hat auch Solarspar vor Kurzem ein technisch vergleichbares Forschungs­ projekt lanciert. Gemeinsam mit Wirtschaftspartnern und der ZHAW Winterthur möchte Solarspar eine Auf­ hängelösung für Solarpanels entwickeln, die es erlaubt, geeignete Flächen wie etwa Parkplätze zusätzlich zur Einergiegewinnung zu nut­ zen. Das Aufhängesystem wird voraussichtlich um einiges filigraner ausfallen als die Konstruktion auf dem Hof Heggelbach. Erste Er­ gebnisse des Projekts werden voraussichtlich im Herbst 2018 publiziert.

Text: Mirella Wepf